Erfahrungsbericht der Demos in Aachen und am Tagebau Garzweiler

Aachen

Endlich war es soweit. Die erste zentrale Fridays for Future-Demo in Aachen stand an.

Anfahrt

Banner "There is no Planet B" und "Verkehrswende statt Weltende"
Die Demo kurz vor dem Start im Westpark

In den letzten Wochen hatten wir ja bereits kräftig mobilisiert und so trafen sich bei uns in Duisburg um 9:00 Uhr knapp 50 Aktivist*innen am Bahnhof, um gemeinsam nach Aachen zu fahren. Drei besonders motivierte Jungs haben die etwa 100 Kilometer bereits am Donnerstag per Fahrrad zurückgelegt. Während der Zugfahrt stiegen immer mehr Ortsgruppen dazu, sodass es zum Ende hin doch recht voll wurde und man mit mehreren hundert Menschen in Aachen Schanz ausstieg und gemeinsam zum Startpunkt am Westpark lief.

Demo

Dort warteten bereits Tausende und um kurz nach 12:00 Uhr setzte sich der kilometerlange Demozug in Bewegung. Insgesamt sollten drei Demozüge an verschiedenen Orten starten und sich in der Stadt vereinen, da der Hauptbahnhof aber so überlastet war, wurden Züge zur Haltestelle „Rothe Erde“ umgeleitet, sodass von dort noch ein vierter Demozug startete.

Banner "There is no planet B"
Das Banner, mit dem die OG Duisburg in Aachen war

Laut und geschlossen zogen alle Demozüge Richtung Fußballstadion Tivoli. Auf Grund der vielen Menschen, insgesamt waren es rund 40.000 aus vielen verschiedenen Ländern , und der Vereinigung der Demozüge mussten wir immer wieder stoppen, nutzten die Zeit aber sinnvoll zum Üben neuer Sprüche.

Teil des Demozugs
Der Demozug setzt sich in Bewegung

So kam es, dass man erst am Tivoli ankam als das Abschlussprogramm bereits in vollem Gange war. Den Nachmittag verbrachten wir damit, uns nett zu unterhalten oder wir lauschten den Rede- und Musikbeiträgen. Insgesamt hatte das ganze etwas von einem Festival. Während viele junge Leute, die von weiter weg angereist waren, in einem Parkhaus am Tivoli übernachteten sollte es für uns am Abend wieder zurückgehen.

Banner "Verkehrsende statt Weltende", Sitzende Demonstranten
Wer nicht sitzt, der ist für Kohle

Viele Gruppen brachen bereits im Laufe des Nachmittags die Heimreise an, sodass sich das Gelände am Tivoli bereits deutlich geleert hatte, als wir um 18:00 Uhr Richtung Bahnhof aufbrachen. Auf Grund einer Polizeisperre mussten wir einen ziemlich großen Umweg laufen, erreichten den Bahnhof Aachen West letztlich dann aber doch deutlich vor Abfahrt des Zuges. Gegen halb zehn waren wir zurück in Duisburg und machten spontan noch einen „Die-In“ im Hauptbahnhof, um auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam zu machen. Erschöpft aber glücklich ging es dann auch relativ schnell nach Hause und ins Bett, da es ja für einen Teil der Gruppe am nächsten Morgen bereits zur nächsten Demonstration nach Hochneukirch am Tagebau Garzweiler gehen sollte.

Garzweiler

Blick in den Tagebau Garzweiler
Blick in den Tagebau Garzweiler

Am Samstag traf sich dann eine kleinere Gruppe, um mit dem Bus zur Demonstration nach Hochneukirch zu fahren. An dieser Stelle geht ein Dank an den BUND Duisburg, der uns die Möglichkeit gegeben hat, in deren Bus mitzufahren.

Start der Demo in Hochneukirch
Demo am Tagebau Garzweiler

Um 9:30 Uhr setzte sich der Bus, besetzt mit jüngeren und älteren Personen in Bewegung. Um 11:00 Uhr erreichten wir dann Hochneukirch, wo der Marktplatz bereits bis zum Rand gefüllt war. Auf Grund polizeilicher Auflagen startete die Demonstration mit eineinhalbstündiger Verspätung. Da wir ein großes Plakat dabeihatten, welches hinter dem Lautsprecherwagen nicht zu sehen gewesen wäre, wurden wir kurzerhand von den Organisator*innen gebeten, ganz vorne zu laufen. So kam es, dass unser Plakat „RWE den Saft abdrehen“ es bis in die Tagesschau geschafft hat.

Demozug mit zwei Bannern
Start der Demo am Samstag in Hochneukirch

Die Demonstration ging direkt an der Abbruchkante entlang bis zum Ort Keyenberg, welches in den nächsten Jahren dem Tagebau weichen soll.

Symbolisch zogen wir ein gelbes Band zwischen den Tagebau und die Ortschaft Keyenberg um RWE zu sagen: Bis hierhin und nicht weiter! Um nach der Veranstaltung zu unserem Bus zu gelangen, mussten wir mitten durch die Ortschaft laufen, in der bereits mehrere Häuser leer stehen.

Grabschilder mit Ortsnamen
Friedhof der zerstörten Dörfer

Außerdem gibt es einen „Friedhof der zerstörten Dörfer“. Es dürfen nicht noch mehr Dörfer dem Tagebau weichen. Mit Braunkohle Energie zu erzeugen ist eine der schädlichsten Varianten, die es gibt. Wir müssen endlich auf die Alternativen setzen.

Ich denke vielen von uns war das Ausmaß dieser Umweltzerstörung noch gar nicht bewusst. Die Erlebnisse und Eindrücke der letzten zwei Tage gilt es erstmal zu verarbeiten. Dennoch freue ich mich auf die nächsten Demonstrationen und Aktionen, zusammen mit vielen anderen Klimaschützerinnen und Klimaschützern.

Banner "RWE den Saft abdrehen"
Die OG Duisburg hatte dieses mal ein anderes Banner dabei

Bei diesem Text handelt es sich um eine persönliche Erfahrung und persönliche Meinung, die nicht zwingend die Erfahrungen und Meinungen aller Anwesenden wiederspiegelt.

1 Kommentar

Ich war als Parents mit den Duisburgern an beiden Tagen unterwegs. Der Erfahrungsbericht spricht mir aus dem Herzen. Ich fand unsere Gruppe gut aufgestellt. Es war ein Zusammenhalt zu spüren, der Generationenübergreifend war. Die gemeinsam gesammelten Eindrücke werden uns noch lange bewegen. Wir haben uns ausgetauscht darüber. Und wir haben auch unsere Verbindung gefestigt. Und manchmal haben wir auch gelacht, was die Anspannung dieser Tage etwas gelockert hat. Ich bin stolz auf unsere Jugend. Und ich werde sie immer wieder begleiten und unterstützen.

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